Angefangen haben muss es als ich ungefähr 13 Jahre alt war. Von meinem Vater hatte ich ein paar Hanteln geschenkt bekommen, mit denen ich immer wieder ein paar Curls machte. Es muss jedoch recht regelmäßig gewesen sein, denn nach einer gewissen Zeit sagte mein Umfeld immer, wenn ich den Oberarm anspannte, es sehe aus als hätte ich eine Kartoffel unter der Haut. Diese Bemerkung muss mir gefallen haben, denn mit ca. 15 Jahren wollte ich dann ins Fitness-Studio. Also tingelten meine Eltern mit mir ins nächstgelegene Studio, was zu meinem Glück ein „gutes“ war und meldeten sowohl sich als auch mich an.
Mein erstes Training hatte ich dann mit V., ihn werde ich nie vergessen, denn V. war aus meiner heutigen Sicht Powerlifter, ca. 1,90m groß und unglaublich massiv gebaut. Er hatte Arme mit größerem Umfang als meine damaligen Oberschenkel, das beeindruckte mich. Er erstelle mir einen Trainingsplan und „verschrieb“ mir einen Weight-Gainer um mehr Masse aufzubauen. Diesem Rezept folgte ich, zumindest was den Weight-Gainer anging (ich weiß heute noch ganz genau wie dieser nach künstlicher Schokolade und Honig schmeckte). Ich trainierte ziemlich planlos ca. 2x in der Woche. Von Trainingslehre hatte ich keine Ahnung und von Ernährung noch viel weniger. Somit änderte sich auch nicht allzu viel an meinem Erscheinungsbild. Zwar ein bisschen, aber das war mir damals auch nicht so wichtig. Ich glaube, ich fand es cool genug sagen zu können, dass ich im Fitness-Studio war.
Aber meine Kraft nahm zu, deutlich. Und das motivierte mich weiter zu trainieren. Ich fand es faszinierend zu sehen plötzlich mit schwereren Hanteln trainieren zu können, die mir genau so schwer vorkamen wie die leichteren ein paar Wochen zuvor.
Zwischen 15 und 18 hatte ich dann immer wieder Phasen, in denen ich mehr oder weniger trainierte, was meist davon abhing, ob eine Liebesbeziehung gerade in die Brüche ging oder neu begann, denn das motivierte mich wohl besser aussehen zu wollen.
Als ich dann meine Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer absolvierte und wirklich das Know-How besaß, was Trainingslehre und Ernährung anging, schloss ich mit meinem damaligen besten Freund und Studienkollegen A. eine Wette ab. Wir wollten schauen wer in 8 oder 12 Wochen (ich weiß es nicht mehr genau) mehr Muskulatur aufbauen konnte. Wir machten „Vorher-Bilder“ um unseren Fortschritt später vergleichen zu können. Ich war hoch motiviert und die Wette ging letztendlich definitiv an mich.
Von diesem Zeitpunkt an trainierte ich wirklich regelmäßig. Später, als ich als Trainier arbeitete, sogar noch nach der Spätschicht (von 22-24Uhr). Ich konnte einfach nicht genug bekommen und das Feedback meines Umfelds gab mir recht. Sätze wie „du nimmst doch Anabolika“ oder „das ist doch niemals natural“ werde ich nie vergessen und ist meiner Meinung nach das größte Kompliment, was man einem „Natty“ machen kann.
Als ich mein Abitur nachholte und auch während meiner Zeit an den Uni trainierte ich weiterhin regelmäßig, mal mehr und mal weniger, je nach aktueller Situation. Ernährungstechnisch achtete ich zumindest auf eine ausreichende Proteinzufuhr und somit eigentlich immer eine recht ansehnliche, sportliche Figur.
In den letzten Jahren trainiere ich wirklich regelmäßig und achte strikt auf meine Ernährung. Schlüsselerlebnis war die Aussage:
„Muss ein Fitness-Trainier nicht auch aussehen wie ein Fitness-Trainer?!“ (was nicht zuletzt daran lag, dass meine Prioritäten eher beim Papa- und Student sein lagen -> was aber keine Entschuldigung ist!)
Diese Aussage saß tief und weckte alte Geister in mir, die mich motivierten wieder hart ans Eisen zu gehen. Und siehe da: motivierter, disziplinierter und fokussierter als je zuvor machte ich mich ans Werk bzw. Eisen und die Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten.
Das ist bis heute so geblieben. Ich lasse fast nie ein Training aus und versuche 3x die Woche ins Studio zu gehen. Dazu kommen noch 1-3 kurze Joggingeinheiten, jedoch nur, wenn es die Zeit zulässt um den Kopf frei zu bekommen. Meine Ernährung ist recht strikt, ich „tracke“ meine Kalorien fast immer, was mir je nach Trainingsphase erlaubt eigentlich alles zu essen und auf nichts verzichten zu müssen (IIFYM + IF). Das ist zwar manchmal etwas anstrengend, aber die Ergebnisse sprechen für sich und lassen mich den geringen Mehraufwand schnell vergessen.
Und warum nun das Ganze?
Darauf habe ich selbst keine richtige Antwort. Wenn mich früher jemand gefragt hat, warum ich das alles eigentlich mache, habe ich immer gesagt dass es mich fasziniert, sein eigener Bildhauer sein zu können und ich glaube bis heute, dass es das ist, was mich antreibt. Man hat es selbst in der Hand, man kann seinen Körper verändern, so wie es einem selbst gefällt (im Rahmen seiner genetischen Möglichkeiten). Dies lässt sich übrigens auch auf viele andere Dinge im Leben übertragen. Dazu kommt natürlich noch die Außenwirkung. Man sieht nicht aus wie alle anderen und hebt sich (als Mann) mit seinem maskulinen Erscheinungsbild von der breiten männlichen Bevölkerung ab. Man ist kräftiger, vitaler und ausgeglichener, was gerade in unserem stressigen Alltag ein Segen ist. Dazu kommt bei mir noch eine Prise Narzissmus und eine gute Portion Gewohnheit. Für meine Kinder ist Papa der Stärkste (wahrscheinlich wäre ich das für sie auch ohne Training) und für meine Frau möchte ich natürlich ein vorzeigewürdiger Ehemann sein (ohne Bierbauch, sondern mit Sixpack-Abs).
Alles Punkte, die dafür sprechen regelmäßig Krafttraining zu betreiben und auf das zu achten, was man in sich reinschaufelt. Natürlich jeder nach seinem Gusto und seinen ganz persönlichen Wünschen und Vorstellungen.